5772. Tag danach
Gemeldet: 44
aus 12 Nationen
Männer: 37
Frauen: 7
Jüngster Mann 1969
Ältester Mann 1937
Jüngste Frau 1962
Älteste Frau 1940
Kürz. Etappe 9.6km
Längste Etappe 99.6km
Ø Etappe 78.7km
Auf dem Steppenhahn kann sich jeder anmelden und seine gelaufenen Kilometer eintragen. Die Kilometer werden dann auf der Strecke vom Europalauf angezeigt und schon ist man Teil des virtuellen Transeuropalaufs
Seit dem 7.12. 2005 sind die neuen Seiten online. Für Anregungen, Kritik und Fehlerberichte (insbesondere bei Nutzung eines "exotischen" Browsers) bitte eine Email an Sebastian senden."
[mailto].
Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle der externen Links kann keine Haftung für die Inhalte dieser externen Links übernommen werden. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass keinerlei Einfluß auf die Gestaltung und die Inhalte der gelinkten Seiten besteht.
Seit dem 1. Juli 2006:
Seit bestehen der Präsenz:
Die Berichte können nach Etappen oder Autor sortiert angezeigt werden. Zu jedem Autor beziehungsweise Bericht ist die Anzahl und die Sprache angegeben.
Die Bücher und Rezensionen sind unten auf dieser Seite aufgeführt. [weiter]
TransEurope-FootRace
von Lissabon nach Moskau
in 64 Tagen über 5.035 km
19.April - 21. Juni 2003
Viele Menschen interessieren sich nicht für Selbsterfahrung.
Die Vorstellung, daß man Anstrengungen und Willenskraft aus
reiner Lebensfreude auf sich nimmt, aus Lust die Welt und sich selbst
zu erfahren, dieser Gedanke kommt ihnen nicht. Nein. Es muß
immer praktische Arbeit sein, sofort anwendbar, sofort von Nutzen (nach
Messner, Alleingang Nanga Parbat, S.128).
Der Lauf zwingt wie jede andere Ausdauerleistung auch, etwa die Tour de
France im Radsport oder die Rennen um die Welt beim Segeln, zum
Nachdenken über sich selbst. Von dort ist es nur ein kleiner
Schritt zur beliebten Sinnfrage im speziellen: "Wozu dieser Lauf?", als
auch im allgemeinen: "Wozu lebe ich?". Dabei stammt das Wort Sinn
ursprünglich vom Verb sinnen ab, das "gehen, reisen"
bedeutete. Noch weiter zurück verfolgt hat es seine Wurzel
wohl in der Bedeutung "eine Richtung nehmen, eine Fährte
suchen". "Wo gehe ich hin? Immer nach Hause." beschreibt es Novalis.
Wenn ich den anderen zuhöre merke ich, was für ein
Anfänger im Ultralauf ich bin, welch geringe Erfahrung ich
besitze (nur ein Etappenlauf über 4 Tage, 2 x 100 km, ein paar
kürzere Ultraläufe). So wenige Kilometer unter dem
Gürtel, so wenig Härte und
Durchhaltevermögen bisher gezeigt. Es kommt der Gedanke hoch:
Bin ich hier richtig? Werde ich für voll genommen?. Aber ich
bin ruhig, spüre innere Ruhe, Frieden, bin bereit zu gehen,
sehne den Start herbei.
Seit November 2001 ist dieser Lauf in meinem Kopf, erst tastend,
abwägend, mit dem Gedanken nur spielend. Aber eigentlich
wußte ich von Anbeginn, daß ich wollte, der Lauf
auch ein Stück mich gefunden hat. Der Lauf hat somit lange vor
dem Start in meinem Kopf begonnen und muß, wie ich
während des Laufes erfahre, auch im Kopf bewältigt
werden. Mein zentraler Vorsatz, den ich vorab tief in mir verankert
habe, lautet: Wir schaffen es: Körper, Seele, Geist - Moskau.
Immer vorwärts, Schritt für Schritt möchte
ich dieses einzigartige Abenteuer, diesen Lauf in mich aufnehmen, werde
nicht aufgeben, habe Moskau vor Augen. Der Weg dahin wird die
nächsten 64 Tage mein Lebensinhalt sein, voller Erfahrungen
und Bereicherungen, so hoffe ich.
64 Tage sind eine lange Zeit, die für die einzelnen
Läufer/innen mehr oder weniger in einzelne Phasen unterteilt
werden kann. Die Aufteilung in Phasen erfolgte rückblickend
auf Basis der SMSe, die ich tägliche während des
Laufes an Gunter Scheurich von Passtschon98 versandt habe. Sie
können unter www.passtschon98.de/Transeuropa.htm eingesehen
oder vom Autor als Word-Dokument angefordert werden.
Jeder der an der Startlinie steht kann sich bereits als Sieger
fühlen. Hier, am Torre de Belem in Lissabon, dem Punkt an dem
Eroberer und Entdecker zur See aufgebrochen sind, ist nicht der
eigentliche Start des Transeuropalaufes. Er hat bereits vor Monaten
begonnen, als es galt zu trainieren, sich auf diesen Lauf
vorzubereiten. Bereits während dieses Zeit war ein hohes
Maß an Disziplin, Geduld und Zielorientierung aufzubringen,
der Wille zu schulen. Freudiger Lohn ist nun an der Startlinie zu
stehen, dabei zu sein, nach vorn zu blicken, einem Abenteuer entgegen.
Unsicherheit und Anspannung der letzten Tage verfliegt, ich
genieße das Leben auf der Straße, das Leben im
Augenblick. In der Euphorie des Beginns darf ich jedoch nicht
vergessen, den Grundstein für einen erfolgreichen Lauf zu
legen, muß ich lernen, sehr schnell lernen, meine
Kräfte einzuteilen.
Nach nur wenigen Tagen verfliegt die Euphorie, beginnt die extreme
tägliche Belastung Körper und Geist herauszufordern.
Die physiologische Vorbereitung war wichtig, ist jetzt aber
zweitrangig. Die Umstände anzunehmen, zu akzeptieren wie sie
sind, wird unabdingbar. Stefan Schlett, ein erfahrener Ultra- und
Transkontinentalläufer, meint dazu: "Dies ist ein
großes Abenteuer, ein Überlebenstrip. Jeden Tag ist
mit vielerlei Problemen umzugehen. Ärgern nützt
nichts, kostet nur Energie, die zum Laufen benötigt wird. Wenn
jemand schnarcht, du kannst es nicht ändern. Wenn es dich
stört, Ohrstöpsel rein. Fehlt Toilettenpapier, nimm,
wenn genug vorhanden ist, genügend mit. Ist die einzige
Toilette am Morgen nicht mehr benutzbar, geh hinter das Haus. Wenn die
Verpflegung nicht ausreichend ist, verschaffe dir unterwegs
Zusatznahrung."
Zeit habe ich nur beim Laufen, ansonsten: 4:30 Uhr wecken, vorbereiten,
packen, frühstücken, Start um 6:00, je nach Etappe
zwischen 18 und 20 Uhr im Ziel, duschen, essen, Fußpflege.
Ich schlafe zu wenig, im entspannten Zustand schmerzen zudem die
Muskeln.
In der Anfangsphase muß sich auch der Magen-/Darmtrakt an die
ungewohnte Belastung in Verbindung mit der gesteigerten
Nahrungsaufnahme anpassen. Magenprobleme, Durchfall gehören zu
den zu bewältigenden Hindernissen. Die Substanz des
Körpers wird angegriffen, die Leistungsfähigkeit
herabgesetzt, es zählt nur noch das Ankommen im Etappenziel.
Der gesamte Bewegungsapparat wird auf die Probe gestellt,
Überlastungsreaktionen stellen sich ein, bei mir eine
Knochenhautentzündung am rechten Schienbein. Unabdingbar ist,
auf die allerersten Körpersignale zu achten und unmittelbar zu
handeln, die Intensität zurückzunehmen, auch wenn es
bedeuten sollte, 20 km oder mehr bis ins Etappenziel zu wandern.
Ansonsten wird aus einem ersten Schmerz, ein leichtes Ziehen schnell
eine ernsthafte, langwierige Verletzung. In einem Rennen über
diese Distanz ist genug Zeit, Verletzungen abheilen zu lassen, aber
nur, wenn du deinem Körper die Möglichkeit dazu
gibst.
Geduld und Selbstdisziplin, gepaart mit gesundem Optimismus sind
mentale Eigenschaften, die spätestens jetzt zur Blüte
gebracht werden sollten. Der Geist muß in dieser Phase
Schwerstarbeit leisten, gerät schnell in Krisen, die das
Vorankommen erschweren. Belohnungen wie zwei Colas und Donuts in einer
Bar oder ein dickes Zitroneneis am Nachmittag verhelfen zum
Schlußspurt oder beugen einer erneuten Krise vor. Nur nicht
über die Stunden und Minuten bis zum Etappenziel nachdenken,
die Tage und Wochen bis Moskau, ansonsten dehnt sich dieser Lauf, jede
Minute, jeder Kilometer scheint endlos. Was zählt ist die
Konzentration, das Leben im Augenblick: Schritt für Schritt,
hunderttausendmal durch einen heißen Tag. Nur nicht zu weit
vorausschauen, den Geist unter Kontrolle halten, nur der
nächste Schritt zählt. Dieser Lauf muß im
Kopf bewältigt werden, ansonsten keine Chance.
In dieser Phase ist der Lauf KEIN Spaß. Lust am Laufen? Kaum.
Eher eine Übung in Konsequenz und Beharrlichkeit, ein Weg der
Läuterung. Körper und Geist erfahren Krisen,
müssen hindurch, die Selektion derer, die ankommen werden,
beginnt. Jedoch, noch einmal, der Körper paßt sich
an, sofern man ihm die Zeit dazu gibt, ihn nicht
unnötigerweise überfordert. Insbesondere zwei
Läufergruppen sind dabei zu unterscheiden:
In den Unterlagen des Veranstalters finden sich Hinweise zum Tempo.
Langsame, d.h. Marathonläufer über 3:30 h, sollten in
der Regel 6,0 km / h, inklusive aller Pausen und Unterbrechungen,
höchstens jedoch 6,5 km / h zurücklegen. Was bedeutet
dies bei einer 100 km Etappe wie am 4 Tag? Über 16 h auf der
Strecke, Start um 6:00, Zielankunft um 22:00. Nun noch Lager bereiten,
duschen, essen, Wunden lecken und dies alles in einer Halle, die
bereits dunkel ist, weil sich die früher Angekommenen um 21:00
zur Ruhe begeben haben. Glücklich wer einen
persönlichen Betreuer/in dabei hat, der zumindest das Lager
vorbereitet hat, Essen bereit hält. Kaum die Augen zu, wecken
um 4:30, mit den Belastungen der Vortage in den Knochen an den Start um
6:00, die Abwärtsspirale der Langsamen beginnt. Der Ausweg aus
dem Dilemma? Schneller laufen, das Risiko von Überforderung
und Verletzungen eingehen? Es ist ein Grenzgang, der individuell zu
gestalten ist.
Schnelle, gemäß Veranstalter Marathonläufer
unter 3 h, sollten 10 km / h nicht überschreiten, wiederum
inklusive aller Unterbrechungen. Laufen die Langsamen generell mit dem
Ziel anzukommen, geht es bei den Schnellen zumeist um die Plazierung
z.B. mit dem Ziel, unter die ersten Drei oder Zehn zu kommen,
Tagessiege zu erringen. Ein gegenseitiges Abtasten setzt ein, die
Leistungsfähigkeit möglicher Konkurrenten
abgeschätzt. Taktisch wird versucht, nicht zu viel Zeit auf
die / den jeweils Führenden zu verlieren. Somit besteht kein
wesentlicher Mangel an Zeit zur Regeneration im Vergleich zu den
langsamen Läufern, die Gefahr lauert in Form von Verletzungen,
die das Aus oder zumindest das Ende der eigenen Ambitionen bedeuten
können.
Den Charakter dieser Phase spiegelt auch die Ausfallrate wider. Von den
insgesamt 22 ausgeschiedenen Läufer/innen haben 16 im Rahmen
dieser Phase Schluß gemacht.
Das Laufen beginnt leichter zu fallen. Dank Ohropax sind die
Nächte in den Turnhallen nun ruhiger, ich schlafe zwar besser,
jedoch, der Mangel an Schlaf summiert sich, wird zum Problem. Auch im
Schlaf findet der Körper nicht die notwendige Ruhe. Des nachts
wird das späte, umfangreiche Essen für die Belastung
des nächsten Tages aufbereitet, begleitet von
Schweißausbrüchen. Dennoch wird der
Kalorienverbrauch von ca. 6 - 8.000 kcal / Tag nicht ausgeglichen. Eine
Etappe von "nur" 70 km verschafft die dringend benötigte,
zusätzliche Freizeit zur Erholung. Wie sich die Relationen
durch diesem Lauf verschieben.
Die sozialen Kontakte sind beschränkt, noch ist jeder zu sehr
mit sich selbst beschäftigt. Später wird mir
bewußt, daß ein Gemeinschaftsgefühl unter
den Läufern nicht zustande gekommen ist, die Stimmung von
Egoismus (insbesondere Futterneid am abendlichen Buffet), Desinteresse,
Geringschätzung, sogar Mißgunst und Neid durchsetzt
ist. Allerdings kann wohl kaum jemand bei solch einer extremen
Belastung, dem gemeinsamen Nächtigen auf engstem Raum,
über diesen langen Zeitraum seine (soziale) Maske aufbehalten.
Man offenbart sich, lernt sich und die anderen kennen wie sonst
niemals. Die Frage ist, ob diese vorausgesetzte Gemeinschaft der
Läufer nicht einer Wunschvorstellung, einer sozialen
Konvention entspringt oder sich nicht vielmehr Urinstinkte Bahn
brechen, die in früheren Zeiten unserem Überleben
dienten. Zumindest ist bei diesem Lauf eine Zweckgemeinschaft wie bei
einer Seilschaft am Berg nicht zwingend notwendig, bzw. wird auf einer
kleineren Ebene gebildet –
Läufer/persönliche Betreuerin,
Läufer/Läufer – in der sich
Partikularinteressen besser einbringen, Sympathie und Antipathie
leichter auspendeln, gegenseitiges Verständnis direkter
aufbauen lassen. Diese Erkenntnis, so meine ich, ist wertvoll genug. Es
sage somit keiner, dieser Lauf, solch eine Ausdauerleistung sei
sinnlos, ohne jeglichen Nutzen.
"Wer sich an sich und seinem Tun freut, muß seine
Gefühle nicht mit Bosheit, Aggressivität oder
Rachsucht füttern, um (schaden)froh zu sein (Messner, Berge
versetzen, S. 173)." Andererseits stellt Messner selber fest: "Wie
befreiend sind doch Ausdrücke des Ärgers, der Wut,
der Verzweiflung über sich selbst (Messner, Berge versetzen,
S. 166)." Somit brauche ich ein Ventil, um nörgelnd zu
gesunden. Wer bietet sich da besser an als der Veranstalter, die
Organisatoren, sind sie doch für alles, wirklich alles,
verantwortlich. Zudem scheinen sie bereit, uns diesen Gefallen zu tun,
wissen sie, was auf sie zukommt. Steht doch in der Pressemappe und
Teilnehmerinformation zum Transeuropalauf "Ihr reagiert gelegentlich
überempfindlich, werdet anderen gegenüber ungerecht
oder laßt euch zu aggressiven Äußerungen
hinreißen. ..... Leute, es ist völlig normal. Denkt
doch mal an hochbezahlte Tennisspieler. Die beißen in ihren
Schläger, weil sie verzweifelt sind, daß der
Blödmann auf der anderen Seite des Netzes auf jeden Ball
reagiert. Er sucht einen Schuldigen und den findet er beim
unfähigen Schiedsrichter, dem zu lauten Publikum, dem lahmen
Balljungen usw." (TransEurope-FootRace, Schulze, S. 10). Mir hat
gelegentliches nörgeln geholfen, nicht alle haben dieses
Hilfsmittel benötigt, insbesondere die japanischen
Teilnehmer/innen schienen gegen die Versuchung gefeit.
Die Anpassung des Körpers ist abgeschlossen, ich habe meinen
Laufrhythmus gefunden, stundenlang im Gleichtakt, Schritt für
Schritt, ohne im Ziel erschöpft zu sein. Das Laufen wird mehr
und mehr zum Automatismus. Für den Geist jedoch dehnt sich die
Zeit. So versuche ich immer wieder ihn in Gleichmut und Geduld zu
üben, ihn für die Schönheit des Augenblicks
zu öffnen:
Morgennebel, eine Allee entlang, schemenhaft die Läufer,
direkt vor uns steigt langsam die Sonne als bleicher Ball im Nebel
empor, magische Momente.
Das Konzert der Feldlerchen.
Die von Blütendolden bedeckten Robinien, weiß in der
Sonne strahlend.
Violette Lupinen, in wunderbaren Mengen.
In gelungenen Momenten verschmelzen Körper und Geist mit
Atmung und Schritt, tragen mich flott ins Ziel, ruht der Geist in sich,
schweift nur ein wenig, nimmt den Horizont in sich auf,
lächelt, während die Zeit verstreicht, einfach so,
ohne Belang.
Dazu kommt die Erkenntnis, immer wieder genährt von Stefan
Schlett, daß das Leben, zumindest für mich und die
anderen langsamen Läufer, zu großen Teilen auf der
Straße stattfindet. Bei 64 Tagen muß da
Qualität rein. Morgens nach den ersten 2-3 h nicht an der
Bäckerei vorbeilaufen, hinein, zwei Stückchen
mitnehmen, beim Gehen goutieren, toll. An den Verpflegungsstellen nicht
schnell, schnell, sondern setzen, essen, ein Plausch. Für mich
keine verlorene Zeit, Energie tanken, die dringend benötigte,
keinen Raubbau betreiben, dazu ist die Distanz zu lang.
Im Gegensatz dazu werde ich immer wieder mit folgendem konfrontiert:
Also keine Quälerei, kein Selbstmißbrauch , keine
Vergewaltigung des Körpers? Für mich eine
konzentrierte Anstrengung gepaart mit viel Durchhaltevermögen,
die mit tiefer Befriedigung verbunden ist, es wieder geschafft zu
haben. Daheim auf der Couch liegend, den Fernseher eingeschaltet, das
Bier in Griffweite, verspüre ich diese Befriedigung nicht.
Ich laufe nur noch, um anzukommen. Vorfreude auf Moskau kommt nicht
auf, nur eine gewisse Erleichterung, daß es
demnächst vorbei ist. Die Belastung der vergangenen Wochen
scheint nun als bleierne Müdigkeit auf mir zu liegen. Manfred
Leismann: "Nachdem ich so weit gekommen bin, warum quält mich
dieses letzte Stück so?". Es ist diese Phase, die ich mir
selber am wenigsten erklären kann, die mir am wenigsten
zugänglich ist. Mag sein, daß es einfach an der Zeit
war, diesen Lauf zu beenden, nach Hause zu gehen. Der Punkt erreicht
ist, an dem es genug ist, genug von Höhen und Tiefen,
konzentrierter Anstrengung, Geduld und Beharrlichkeit, Nebel, Sonne und
Regen, Landschaften und Verkehr, genug von Gedanken und Ruhen im
Augenblick, genug, um eine lange Zeit davon zu zehren.
Kein Siegestaumel, keine Freude, weder Traurigkeit, noch
Tränen der Erleichterung, der Ergriffenheit. Das
vorherrschende Gefühl ist Leere, eine große Leere.
Den Zieleinlauf, den letzten Tag hatte ich mir ganz anders vorgestellt.
63 Tage, über 5.000 km liegen hinter mir, der 64. Tag sollte
nun Höhepunkt und Abschlußfest sein. Nach 42,2 km,
im Ziel meines ersten Marathon im Oktober 1997, wurde ich von einem
intensiven Gefühlsausbruch überschwemmt, so vieles
fiel in diesem Moment von mir ab, Tränen flossen, ich war
glücklich. Und nun diese Leere, schwer zu beschreiben, wie
abgestumpft, als ob ich mich im Innern verlaufen hätte, an
einem Ort angelangt bin, an dem ich nicht hingehöre, zu dem
ich nicht wollte. Krank scheine ich nicht zu sein, frage bei anderen
nach, stoße auf Ähnliches.
Es mag seine Zeit brauchen, bis ich den Lauf in seiner Konsequenz
begreife. Die Veränderung spüre, die er bewirkt hat.
Eines ist sicher: Wer kennt schon seine Grenzen, wenn er sich Ziele
setzt und sie mit Hingabe verfolgt.
Die Lust am Laufen habe ich nicht verloren, mich bereits zu neuen
Läufen angemeldet, auch wenn ich die Belastung in den Beinen,
den Muskeln und Gelenken auch nach fast 4 Wochen noch spüre.
Hätte man mich kurz vor dem Ende des Laufes gefragt, ob ich
jemals wieder an einem Transkontinentallauf teilnehmen werden, die
Antwort wäre ein klares Nein gewesen. Kurz nach dem Lauf, bei
den ersten Interviews ist dies Nein bereits zu einem Jein mutiert.
Jetzt weiß ich, Ja, ich möchte mit meiner Erfahrung
aus dem Transeuropalauf noch einmal solch einen Lauf bestreiten.
Wäre der Run Across America 2004 nicht so teuer (ca. 18
–20.000 US $) und eigene Betreuer notwendig, ich
würde es mir ernsthaft überlegen.
Die Entscheidung ist gefallen, daß ich in meinen
ursprünglichen Beruf nicht zurückkehren werde, es
käme mir nach der fast zweijährigen Auszeit, die vom
Fahrtensegeln und Laufen, vom Leben in und mit der Natur
geprägt war, wie ein Rückschritt vor, ein
Anknüpfen an einen Lebensabschnitt, der der Vergangenheit
angehört. Erst einmal will ich mir die Freiheit bewahren,
aufzubrechen, wohin ich will.
Der Transeuropalauf 2003 war ein Erfolg, ein einzigartiges, wunderbares
Erlebnis. Mit etwas Abstand schrumpfen all die Mängel,
Querelen, Enttäuschungen und Auseinandersetzungen,
letztendlich sind sie Teil von uns, prägen sie auch unser
Alltagsleben. Aber das Gefühl an etwas Großem
teilgehabt, eine außerordentliche Leistung vollbracht zu
haben, ist nicht nur von Dauer, sondern hat uns geprägt,
Spuren hinterlassen - ich wage es nicht nur von mir zu sprechen. Mit
diesem Lauf haben wir uns auf eine Reise eingelassen, die nicht zum
Ausgangspunkt zurückführt.
Mit einem kompetenten Sponsor, der es erlaubt mit 1-2 Personen eine
Wiederauflage Vollzeit vorzubereiten, Preisgelder garantiert, was
wäre nicht alles erreichbar. Es muß ja nicht gleich
die Popularität einer Tour de France oder der Rennen um die
Welt beim Segelsport erreicht werden, das Potential jedoch ist
vorhanden. Es gibt weit mehr interessierte Läufer/innen als
Radfahrer oder Segler, der Trend ist ungebrochen. Viele der
populären Sportarten, auch wenn sie mehrheitlich als
Ausgleich, als Hobby betrieben oder auch nur konsumiert werden, haben
ein Top Event. Mit einer spannenden Berichterstattung durch Experten,
wie sie ansatzweise bei www.steppenhahn.de, insbesondere durch Markus
Müller, stattgefunden hat, kann eine breite
Öffentlichkeit auch über einen Zeitraum von 64 Tagen
gefesselt werden. Es geht im Kern nicht nur ums Laufen, dem Mitfiebern
mit seinen Lieblingen oder Favoriten, es geht um Sieg und Niederlage,
das Überwinden von und Scheitern an Hindernissen, Teilhabe an
Leid, Freude und Verzweiflung, begehrte Emotionen, die in dieser
Intensität im eigenen Alltagsleben weitgehend verschwunden
sind .
Mit dem Beitritt von Polen, Litauen, Lettland und Estland zur
Europäischen Union im Mai 2004 ist eine alternative
Streckenführung denkbar, die keinerlei Grenzschwierigkeiten
mehr beinhaltet. Von Cádiz nach Tallinn, damit
wären Länderdurchquerungen mit eigener Wertung
(Spanien, Frankreich, Deutschland, Polen, baltische Staaten) in den
Lauf integrierbar für Läufer/innen, die sich die
Gesamtdistanz nicht zutrauen. Das Medien- und Publikumsinteresse in den
einzelnen Länder wäre sicherlich
ausgeprägter. Interessant wäre auch Teams zuzulassen.
Auf diese Weise könnte es u.a. Firmen-, Länder- oder
Frauenteams geben.
Sponsoren, vor mit Euren Anforderungen und Ideen, damit sie ins Konzept
einfließen können, der 2. Transeuropalauf
Wirklichkeit werden kann, ich bin dabei.
Wiesen voller Löwenzahn. Ein Hauch und die Samen schweben so
leicht, so schwerelos dahin. Ich stelle mir vor, so laufen zu
können.
Dieser Transeuropalauf an sich war und ist zweitrangig. Und das ist gut
so. Wäre er es nicht, ständig
müßte ich unterwegs sein. Das Ziel war und ist nicht
Moskau, denn es hört auf zu existieren, sobald es erreicht
ist. Von Dauer sind Selbsterfahrung und daraus sich entwickelnde
Selbsterkenntnis. "Wo gehe ich hin? Immer nach Hause." beschreibt es
Novalis.
In Summe wurden 5.035,7 km zurückgelegt. Die km Angabe basiert
auf den nachträglich korrigierten Werten. Davon in der
Zeitwertung sind 5.018,4 km. Die ersten 8 km in Lissabon sowie die 9,3
km am 64. Tag in Moskau wurden als Gruppe ohne Zeitnahme gelaufen.
Am Start in Lissabon waren 7 Läuferinnen, 36 Läufer
und 1 Rollstuhlfahrer (Bernard Grojean) aus 12 Nationen. Deutschland
stellte mit 20 Startern die meisten Teilnehmer, gefolgt vom
laufbegeisterten Japan mit 10. Mariko Sakamoto aus Japan, als einzige
Frau, 20 Läufer und Bernard Grojean erreichten Moskau.
Schnellster bei den Männern war Robert Wimmer aus Deutschland,
gefolgt von Martin Wagen, Schweiz, und Wolfgang Schwerk, Deutschland.
Für die 5.018,4 km benötigte ich 666:20:53 h. Dies
sind 7:58 Minuten/km bzw. 7,53 km/h, was mir Platz 15 einbrachte. Der
Schnellste, Robert Wimmer, brachte es auf 478:14:51 h.
© Günter Böhnke, Juli 2003
Ingo Schulze
Der "TransEurope-FootRace" ist schon wieder
Geschichte. Er wird uns aber noch lange in Erinnerung bleiben und das
soll er auch. Wahrscheinlich haben wir alle diesen Lauf noch nicht
verdaut, mir jedenfalls geht es so. Wir hatten kaum Zeit die
Eindrücke des Tages Revue passieren zulassen, da war auch
schon der Start zur nächsten Etappe. Dieser Lauf hat uns alle
auf das Äußerste gefordert.
Sport verbindet und schafft Freunde. Bei diesem
außergewöhnlichem Lauf war es leider nicht immer so.
Es gibt Leute deren Freundschaft ich gewinnen oder festigen konnte,
andere sind für mich noch schwer einschätzbar und
andere haben mir offen den Krieg erklärt. Warum? Ich habe in
der Schlussphase mehrmals betont, dass dieser Lauf auch den einen oder
anderen verändert haben wird. Sei diese Veränderung
kurz- oder langfristig. Dieses Abenteuer dürfte wohl an
niemanden spurlos vorübergegangen sein. Es wird einige Leute
für lange Zeit prägen, denn sie haben lernen
müssen, dass man auch mit wenig auskommen muss. Dieses ist
unserer Zeit eine ganz wichtige Erfahrung!
Es wurden Berichte wurden eventuell zu früh
geschrieben und die Verfasser überlegen vielleicht, ob sie
nicht doch übereilt geschrieben haben? Nun sind diese Berichte
veröffentlicht und es ist nichts mehr daran zu
rütteln. Nach so einem extremen Lauf kommt bei den meisten die
große Leere oder sie werden sogar depressiv. Auch mir geht es
so und ich wünschte, dass ich noch eine weile Ruhe gehabt
hätte. Zu viele Eindrücke habe ich noch nicht
verdaut. Ich gehe wieder meiner Arbeit nach und es kommt mir vor, als
wäre ich gar nicht fort gewesen. Andererseits waren diese zehn
Wochen eine Ewigkeit. Schade, ich hätte noch eine Weile
Schonung vertragen.
Ich habe so ziemlich alles gelesen, was mit dem
TransEurope zusammenhängt. Erschrocken war ich über
den Bericht von Martin Wagen. Selten hat er das Wort an mich gerichtet
und spricht dann wieder von mangelnder Kommunikation meinerseits. Auf
dieses Thema werde ich noch eingehen. Ansonsten möchte ich
diesen Bericht nicht überbewerten oder mich groß
dazu äußern oder rechtfertigen. Es ist seine,
hoffentlich übereilte, Meinung. In zahlreichen Schreiben ist
allerdings nachzulesen, dass er sich mit diesem Bericht selber keinen
Gefallen getan hat. Für mich persönlich ist dieser
Bericht eine persönlichen Abrechnung. Was immer der Grund
für diese Abrechnung sein wird! Es wäre nicht weiter
schlimm, wenn er mit mir eine Rechnung begleichen wollte, aber das er
auch auf Betreuer und andere Teilnehmer losgeht, das ist ziemlich herb.
Es gab Äußerungen die niemals nach
draußen hätten dringen dürfen, weil sie den
Betroffenen durch Provokation, Beleidigung und Diskriminierung tief
verletzt haben und dieses gehört nicht offen angeprangert.
Geschriebenen Beiträge sollten sich auf einer sachlichen
Ebenen bewegen. Es ist zu beachten, dass diese Beiträge nicht
nur in Deutschland zu lesen sind, sondern auf der ganzen Welt.
Zum Beispiel Thema; Hiroko Okiyama + Musste das
wirklich sein? Wie steht die Frau jetzt da? Die japanische Mannschaft +
Gerade mit den Japanern hatte ich nie Probleme! oder das Ehepaar Bayer
+ Die Bayers sind in Deutschland bekannt, wie bunte Hunde. Else ist aus
der Läuferwelt nicht mehr wegzudenken und wird nun so
verärgert? Ich hoffe nur, dass mir ihre Freundschaft erhalten
bleibt. Mit Else war es nicht immer leicht, aber auch sie stand unter
starkem Druck. Jeden Tag einkaufen: Habe ich auch das Richtige? Stimmt
die Menge? Aber auch die Schlepperei mit den Flaschen hat sie
geschlaucht. Ja, es hat mich auch stark getroffen und wenn ich etwas
böses hätte sagen wollen, dann bestimmt nicht mit
diesem Medium. Es wurden aber auch Läufer angegriffen. Hier
wären einige Entschuldigung fällig. Mich kann er
dabei herauslassen. Ich habe es abgehakt!
Es ist nicht nur ärgerlich,
sondern auch frustrierend, wenn die Streckenlänge nicht stimmt
und einem auf halber Strecke gesagt wird, dass noch einmal drei oder
noch mehr km hinzukommen. Was aber noch schlimmer ist, wenn man es kurz
Etappenziel erfährt oder es selber merken muss. Sagt nichts:
Es ist ärgerlich und man könnte die Wände
hochgehen oder den ganzen Kram hinschmeißen! Jetzt aber die
Verteidigung: Auch wenn sie für euch dünn erscheint.
Du bekommst eine Halle zugewiesen und wenn du vor Ort bist, dann wird
dir gesagt, dass man nun doch eine andere Unterkunft hat. Diese liegt
dann natürlich nicht auf der Strecke. Man ist aber froh, dass
man überhaupt eine Unterkunft hat. Noch schlimmer aber, was
mir mehrmals passiert ist: Ich hatte nur die Adresse vom Rathaus (mehr
war im Vorfeld nicht drin) Als ich dann vor Ort war, hat man beraten,
welche Halle für mich am günstigsten wäre.
Wer hätte hier in meiner Haut stecken wollen?
Der Streckenverantwortliche traf bei seiner Erkundung,
ein Jahr zuvor, auf eine Baustelle oder Umleitung und musste die
Entfernung schätzen. Dumm gelaufen, aber als nicht
Einheimischer ist es nicht unbedingt leicht. Es können auch
andere unvorhergesehenen Dinge eintreffen. Ganz schlimm war es in
Belarus und der Russischen Föderation. Die Etappenziele lagen
lange fest. Per E- Mail erfuhr ich von Änderungen, vor Ort
noch einmal Änderungen. Die Streckenlänge? Na ja, so
ungefähr? Aber so genau weiß ich es auch nicht! Ich
stand jedes mal Schweißüberströmt da, wenn
ich das Etappenziel erreichte und wieder feststellen musste, dass die
Strecke nicht stimmt. Hier war dann ein ganz schlauer, der mir riet die
Strecke jeden Abend noch einmal abzufahren. Kommentar
überflüssig! Einen ganz heißen Tipp erhielt
ich in Frankreich. Hier wurde ich sogar massiv angegriffen. Es wurde
mir vorgeschlagen, dass ich bei den langen Etappen einige km
herausnehmen sollte. Selten so gelacht, wie vorgestern! Wir kommen in
Moskau an und sagen, dass wir durch Europa gerannt sind, und weiter? Es
war im weitem Vorfeld bekannt, was auf die Läufer zukommt und
nun soll ich feilschen wie auf einem türkischen Basar?
Leute, ich habe wegen der Streckenänderungen
eventuell mehr gelitten als ihr. Ihr seit die Strecke gelaufen, habt
geflucht und euch dann missmutig auf die Matte gelegt. Ich, so glaubt
mir, habe oft nicht schlafen können, habe vor Frust das
Abendessen ausfallen lassen, weil mich das Gewissen plagte. Lacht da
jemand? Jawohl Gewissen! Wahrscheinlich bin ich als Veranstalter nicht
abgebrüht genug und sollte mehr Gelassenheit an den Tag legen.
Machen aber nicht gerade Emotionen den Menschen so menschlich?
Hier eines vorweg; Die ersten Tage herrscht natürlich dicke Kameradschaft. Gerade beim TransEurope war aber schnell zu merken, dass schon nach kurzer Zeit die Positionskämpfe einsetzten. Schon sehr früh wollten viele ihr eigenes Rennen laufen. Etwa am 13. Tag herrschte eine Saustimmung und ich rief eine Sitzung ein. Hier wies ich mal auf einige Punkte der Satzung hin. Es tauchten erstaunlicher Weise nur weinige Fragen auf. Einer zeigte sich entrüstet über die nicht Läufergerechte Verpflegung. Hier konnte ich nur versprechen, dass ich auf mehr Nudeln usw. achte. Ich schlug die Wahl eines Athletenrates vor. Es wurden einige Stimmen abgegeben aber das Interesse war nicht so groß. Jeder wollte sein Rennen und seine Ruhe. Zum Überfluss habe ich auch noch die Liste am nächsten Morgen hängen lassen. Tagelang machte ich mir Gedanken darüber, wie ich die Wahl nachvollziehen kann. Ich hätte mir den ganzen Mist sparen können. Es tauchte nicht einmal die Frage nach dem Ergebnis auf. Jetzt natürlich wieder ein heißes Thema! Ich gebe euch natürlich recht, wenn ihr sagt, dass so etwas unabdingbar ist. Meine persönliche Meinung aber: Es wäre wichtig für die Leute gewesen, von so einem Athletenrat zu wissen. Ich glaube aber kaum, dass dieser wirklich zum Tragen gekommen wäre. Ich kann mich irren und werde, wenn ich mal wieder auf solchen verrückten Gedanken komme, diesen von vornherein einberufen.
Ich habe
mich intensiv beinahe zwei Jahre darauf vorbereitet, nachdem Manfred
Leismann mit dieser Sache an mich herangetreten ist. Es war
für uns beide ein Traum. Er, weil er einen Kontinentallauf
bereits in den USA bestritten hatte und für mich war dieser
Traum noch in einer Schublade. Diese Schublade schloss ich schon vor
Jahren, weil mir klar war, dass kein Mensch so blöd ist, so
einen Lauf zu organisieren. Ich machte mir schon vor langer Zeit so
meine Gedanken. Von Nord nach Süd wäre vielleicht
noch OK, aber von Südwest nach Nordost, nach Moskau? Warum
gerade Moskau? Was solls, warum auch nicht!
Ich habe Erfahrungen beim "Deutschlandlauf 1998" und
beim "Spreelauf" 2000, 2001 und 2002 sammeln können. Diese
Erfahrungen kamen mir beim "TransEurope-FootRace"
Hier hatte ich mich
bereits ausgelassen. In Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien,
Deutschland und Polen bestellte ich für die vorhandenen
Personen und legte noch einmal für fünf bis zehn
Personen drauf. Es reichte dann oder aber auch nicht. Ich aß
prinzipiell als letzter und begnügte mich dann oft mit einigen
Salatblätter. Das war für mich OK, denn erst meine
Teilnehmer. Ich konnte immer noch einen Riegel essen. In den oben
genannten Ländern wurde oftmals in Restaurants gegessen. Es
gab oft Vorsuppe und Nachspeise. Das war natürlich recht
nobel! Ab Belarus war das halt nicht mehr möglich. Wir waren
in Osteuropa und jeder sollte wissen, dass es hier anders aussieht, als
bei uns. Ich musste das Essen, wie oben bestellen. Wenn ich 20 kg
Kartoffel brauchte, wozu sollte ich 30 kg bestellen, wenn ich mit 20 kg
hinkam?
Ich sollte morgens etwas über das
Streckenprofil und Änderung der Streckenlänge sagen:
Das Streckenprofil wurde oftmals in der Streckenbeschreibung
beschrieben und ich war noch nie vor Ort und konnte darüber
nichts sagen. Ich wusste doch auch nicht schon am Morgen, ob es nun 82
oder 84 km waren. Mir wurde auch der Vorschlag unterbreitet, dass ich
die Strecke am Abend zuvor abfahre und prüfe. Nun mal Ehrlich:
Ich fahre 82 km hin, irgendwo verfahre ich mich noch und suche
irgendeinen Ausgangspunkt, um noch einmal zu vermessen, dann fahre ich
82 km wieder zurück. Jetzt kann ich bestätigen:
jawohl, es sind 82 km und keine 84. Sind es wirklich 84 oder habe ich
mich bei der Verfahrerei vielleicht doch vertan? Dann war alles
umsonst! Nächsten Tag fahre ich die gleiche Strecke voraus und
bete, dass meine Überprüfung stimmt. OK, gehen wir
davon aus, dass sie stimmt.
Als Veranstalter habe ich es als meine Pflicht
gesehen, wenn ich vor Ort alles geregelt hatte, dass ich wieder auf die
Strecke gehe. Dieses kam gerade bei den Versorgungsstellen gut an. Hier
hatte ich endlich die Möglichkeit, mich in aller Ruhe um die
Betreuer zu kümmern und mich das deren Wohlergehen erkundigen.
Was mir bei meinem Abfahren der Strecken enorm auffiel und das
können auch meine Beifahrer bestätigen: Wenn immer
ich fragte, ob alles OK ist, wurde mir freundlich zugewunken; Ingo,
alles klar. Hier hörte ich selten mal ein böses Wort.
Diese kamen erst im Zieleinlauf. Logisch, jetzt waren sie kaputt und
total am Ende. Da hieß es für mich schon mal in
Deckung zu gehen.
Delegieren: An wen hätte
ich wohl delegieren sollen? Betreuer waren oftmals Ehegatten und diese
wollten sich um ihre bessere Hälfte kümmern, was ja
wohl verständlich ist. Wie viele Leute hatte ich zur
Verfügung? Jemand der den ganzen Tag für den
"TransEurope" bekommt von mir noch gesagt, was er sonst noch tun
könnte. Einige haben schon mehr geleistet, als ich erwarten
konnte.
Ich habe allerdings auch mehrfach versäumt
nicht uninteressante Meldungen herauszugeben. Ich habe es schlichtweg
vergessen, Stress, Überforderung, was solls, ich habe es
verschwitzt! Gibt es aber nicht aber auch so etwas, wie eine Holschuld?
Ohne meine Schuld abzuwälzen, aber auch der Teilnehmer oder
Betreuer hätte mich mal darauf hinweisen können.
Meine Leistungen die ich eingebracht habe:
+ Gründung eines Vereins + Erstellen einer Vereinssatzung,
Ehrenordnung, Beitragsordnung usw. + Es mussten Bestanderhebungen
gemacht werden + Sitzungen einberufen und vieles mehr, was ein Verein
so mit sich bringt + Erstellen einer Satzung für den
TransEuropa-Lauf + Erstellen einer Broschüre, welche alle drei
Monate überarbeitet wurde + Führen
sämtlicher Datenbanken + Anwerben von Teilnehmer und Betreuern
+ Fahrzeugbeschaffung + Beschaffung der Ausrüstung+
Nacharbeit: Fahrzeuge wieder
abgeben, Material entsorgen, Erstellen der Urkunden und Ergebnislisten,
Dankschreiben an Betreuer und Sponsoren erstellen, eine Menge Fragen
beantworten + + + + .
Was sonst noch interessieren dürfte:
Ich habe mein Lauftraining in den letzten vier
Monaten vor dem Lauf auf nahezu Null gesetzt. Für mein
Wohlbefinden war es keine Wonne + Ich habe in diesen Monaten bis zu 210
Stunden am PC gesessen. Die gesamte Vorbereitung dauerte 22 Monate. In
dieser Zeit habe ich an maximal vier Wettkämpfen teilgenommen
+ All diese Dinge habe ich gern getan, denn ich wusste, dass
über 40 Teilnehmer meinen eigenen Traum laufen werden.
Für mich wird es ein ewiger Traum bleiben. Als Veranstalter
konnte ich keinen Sponsor suchen. Damit ich während des Rennes
finanziell etwas Beweglich blieb, bat ich in einer Sitzung darum, dass
ich für die Zeit etwas entschädigt werde. Dieser
Betrag fällt in meine nächste
Steuererklärung. Der Betrag wurde auch unterwegs zum
Großteil aufgebraucht, durch Speiseeis für die
Läufer, hier mal ein Kaffee und dort mal etwas für
die Betreuer usw. Der Lauf lief unter dem Namen "TransEuropa-Lauf e.V."
und da muss ich entsprechend abrechnen, um die
Gemeinnützigkeit nicht zu verlieren. Ich war also in der
Ausgabe des Geldes sehr eingeschränkt und habe es dann aus
Bequemlichkeit von meinem eigenen genommen. Nun warte ich die
Endabrechnung ab und hoffe, dass ich mit heiler Haut davonkomme.
Lasst um Gottes Willen Osteuropa weg. Klar, es ist
machbar, dass wurde ja jetzt bewiesen. Denkt aber an den Aufwand und
Kosten. Es wurde mehrmals die Präsenz der Miliz gelobt. Ja
prima, man fühle sich einerseits sicher, was wäre
aber ohne deren Präsenz gewesen? Ständig mussten die
Autos nachts bewacht werden. Einmal hatte ich keine Bewacher. Es war an
einem Tag, an dem ich mich mal früh hinlegen wollte. Ich fuhr
zur Polizei, um das zu regeln. Ab Polen schlief ich generell im Auto.
Lieber Nachahmer, dass meiste von dem was ich
tagsüber gemacht habe kannst du beruhigt vergessen. Erst
einmal merkt es niemand und zum Zweiten, wozu? Lass dich
möglichst wenig sehen, dann bist du weniger angreifbar und du
kannst Kraft für andere Dinge schöpfen.
Also, liebe Läuferwelt, ich möchte
mich hier ganz offiziell vom "TransEurope-FootRace" verabschieden und
werde wieder meinen "Nordstetter Schlosslauf" im April 2004
über 12,5 km machen. 2004 steht auch wieder der "Spreelauf"
an. Mein geplanter "Deutschlandlauf 2005" wandert lieber wieder in die
Schublade. Nein, es ist keine Feigheit, sondern ein gesunder
Selbsterhaltungstrieb. Seit einigen Tagen trainiere ich wieder meine
müden Knochen und versuche 2004 wieder in die Ultraszene
einzusteigen. Ich bin mit 55 Jahren noch zu jung, um mich in der Szene
abzumelden!
Es ist ganz einfach so: Du kannst heute nicht einmal
einen Volkslauf machen, wie noch vor einigen Jahren. Seht euch die
Startfotos an. Jeder schaut auf seine Stoppuhr und da habe du mal als
Starter einen nervösen Finger! Den "Deutschlandlauf 1998" habe
ich noch mit äußerst bescheidenen Mitteln gemacht.
Wenn ich daran heute denke. Mann, dass sind erste fünf Jahre
her. Auch Veranstalter müssen umdenken und mit der Zeit gehen,
aber die Entwicklung hat uns bereits eingeholt.
Die Siegesfeier
war auch nicht gerade nach meinem Geschmack. Dem Beobachter
dürfte aber auch aufgefallen sein, dass ich hier wenig Chancen
hatte, ein wirklich knalliges Ding aufzuziehen. Hier auch kurz der
Zieleinlauf erwähnt: Das ich die 15 km am letzten Tag
herausgenommen habe, war keine "Räuberpistole" mir wurde von
einer angereisten Journalistin gesagt, dass ein umgekippter LKW die
Straße versperrt. Ich war etwas zornig, obwohl ich daran auch
nicht ändern konnte. Alternative? Die Läufer sollten
irgendwo durch die Pampa und wären dann etwa drei km mehr
unterwegs gewesen. Die Fahrzeuge aber hätten einen riesigen
Bogen fahren müssen. Es erschien mir das
Vernünftigste, diese 15 km herauszunehmen. Die Entscheidung
ist aus spätere Sicht auch sehr gut gewesen, ob nun mit LKW
oder ohne.
Ja, der Zieleinlauf. Die Teilnehmer und Betreuer
liefen im Pulk und die Polizei vorweg. An einer Kreuzung versuchte ich
herauszubekommen, wo nun der "Verneigungshügel" ist. Laut der
Skizze, die man mir am Abend zuvor gezeigt hatte, hätte es
noch geradeaus gehen müssen und dann rechts. Die Polizei
leitete uns aber gleich nach rechts und sofort wieder links. Eine
Korrespondentin von der ARD bezweifelte diese Streckenführung
ebenso wie ich. Nun waren wir vor dem sogenannten
"Verneigungshügel" die Beschreibung passte auch irgendwie.
Hier ließ ich die Läufer einlaufen und
verließ sie dummerweise, denn hier KONNTE es nicht sein. 400
Meter weiter standen etwa 30 Journalisten und warteten auf die
TransEurope- Läufer. Schei..... , ich also den
kürzesten Weg, dorthin, wo meine Truppe sein sollte. Prima,
sie waren noch alle beieinander. Schnell eingesammelt und zum letzten
Start. Ich bin dann vorweg, um sie ins Ziel zu führen. Dieses
war auch für mich ein bewegter Augenblick. Der Zieleinlauf
nicht ganz geglückt. Was war hier aber so schlimm Herr Wagen?
Wurdet ihr nicht im Ziel dafür entschädigt? Kameras,
Blitzlichtgewitter! Man so etwas erlebt sonst nur Schumi!
Es ging dann mit dem Bus zum Roten Platz. Auch hier
habe ich wieder Mist gebaut. Ich hatte vergessen den Leuten eine Zeit
mitzugeben bevor die sich den Ort anschauten. Ich war doch von der
ganzen Sache genauso überwältigt. Der Gedanke kam
noch hinzu, dass ich es wirklich geschafft habe, die Meute ohne
große Zwischenfälle nach Moskau gebracht zu haben
und meine Arbeit beinahe abgeschlossen ist. Man, war das ein
Gefühl. Die Presse saß mir im Nacken und wollte auf
dem Roten Platz die Siegerehrung. Klar, hier konnte man eine
Siegerehrung zwar unter erschwerten Bedingungen machen, aber
gleichzeitig hatten wir die richtige Kulisse. Die Durchführung
fiel mir sehr schwer, denn wie jeder erkennen konnte, war ich
gesundheitlich sehr angekratzt und meine Stimme war manchmal kaum noch
zu hören. Es bekam jeder seine Medaille und wir konnten
zahlreiche Fotos vor dem Kreml machen. Das war es doch, was wir wollten!
Dann ging es zur Firma BAYER. Man war das ein
Festschmaus. Vorher jedoch hielt jedoch der
Geschäftsführer, Herr Harder eine Ansprache und dann
durfte ich noch einmal ran. Ich verkündete noch einmal die
Namen der 22 durchgekommenen und die Namen der Etappenläufer.
Die Betreuer nannte ich nicht mehr namentlich, weil ich dieses schon
auf dem Roten Platz getan habe. Ich wollte das ganze auch nicht in die
Länge ziehen, denn ich bemerkte schon die ersten
Unaufmerksamen die lieber mit dem Nachbarn tuschelten. Ein riesiges
Feuerwerk usw. dass wäre es gewesen. Es war leider nicht
möglich, wer hätte es auch bezahlen sollen?
Am nächsten Tag wollten wir mit einer
großen Truppe zum "Olympischen Lauf" oder so ähnlich
und am Abend war ein Besuch bei der Deutschen Botschaft angesagt. Ich
nahm an beidem nicht teil, was mir einige Leute verübelten.
Hier ganz klar: Ich bin hier niemandem Rechenschaft schuldig gewesen.
Meine Arbeit war mit der Einnahme des Frühstücks
abgeschlossen. Ab diesem Zeitpunkt war ich wieder der Privatmann Ingo
Schulze. Es bestand für mich lediglich eine moralische oder
gesellschaftliche Verpflichtung. Ich war gesundheitlich angeknackst und
außerdem hatte ich jetzt nur noch einen Wunsch; Ab nach
Hause! Ich war über mich selbst erstaunt. Es zählte
nach 10 Wochen plötzlich jede Minute. Einigen anderen erging
es ebenso, obwohl diese mir Tage zuvor ins gewissen geredet hatten,
dass ich bis Montag bleibe.
Sehen wir uns mal wieder?
Mit den besten Grüßen
Euer Ingo
im Juli 2003
After several Trans America races and one Trans Australia event, it was just a matter of time till someone would think of a Trans Europe race. Following is the story of how it came about, what it took to organize it and how it ended.
1.Idea
During his 1st Trans America Crossing in 1959, Manfred Leismann, a German Ultra runner, thought about a Trans Europe Crossing with a theme of uniting the people through sports.
2.Route outline and reason for the event:
The race was to be the longest and toughest foot race to date
Manfred looked at the map of Europe, and penciled out a course, trying to avoid mayor cities wherever possible to avoid mayor traffic yams and also considering the safety of all.
Extensive guidelines should have prepared all participants for what lay ahead and how to cope with all. The reality of life and personalities as well as national origins showed the true personalities of some participants, as ultimately many acted by the motto: ME.FIRST, and the hell with the rest of humanity.
When things go well there are few problems, but when space, food, equipment and the likes are getting tight, watch out as the animal instinct starts to awaken in many humans.
As the photojournalist for the entire race, I had the opportunity to observe over 65 people from 14 countries for 65 days, giving me a rare insight into humanity.
After three weeks of running an average of two marathons a day, runner's stress levels increased, tempers started to flair and patience started to wear thinner at the slightest perceived or real provocation by any one around. One French runner, mad about something he thought another German runner caused, verbally abused him and made racist remarks directed towards that runner, making it clear what he thought of Germans.
While going through Eastern Europe, Food became less available. The amounts often were not enough for the enormous appetites of all, causing some to act like animals, by pushing towards the start of the line, heaping their plates with food, disregarding any pleas to leave food for others.
Several Japanese runners who constantly took more food than they were entitled to, where called yellow Monkeys by some German runners, showing that there are still racial distinctions amongst humanity.
Speaking of German runners, they definitely complaint more than anyone in the group and I was very verbal about it. My perception is that they are a little too comfortable (I am German too) and expect things the way they expect them to be, which obviously wasn't going to happen on this trip.
That sanitary conditions in Belarus and Russia were often below of what anyone ever experienced, is fact, but there was nothing the Race Director or anyone could do about it, so live with it. The same goes for the water in Russia which apparently had salt and other ingredients, which did not agree with many runners. It made many people sick, who in turn blamed the couple that procured all the food, who in turn eventually quit a few days before the end, tired of being subjected to verbal abuse by some, since they can only buy what's available in the stores.
All in all it was a great trip, but it also showed that humans instinctively look out for themselves and often have no problem labeling others who are different or from a different country. The above only confirms my own believe, racism is well and alive to a degree and the world's population will never live together like one happy family.
You may disagree, however this is my own observation of almost 60 people from 14 countries, coexisting at close quarters for 65 days.
1. Idee
Waehrend seines ersten Trans Amerika Laufes in 1959 Manfred Leisman hatte die Idee fuer einen Trans Europa Lauf mit der Idee die Menschen von Europa durch Sport zu vereinen.
2.Ruten Beschreibung und der Grund des Laufes.
Der Lauf sollte der laengste und schwerste der Welt sein.
Manfred schaute sich die Mappe Europas an und zeichnete den Kurs ein, und versuchte groessere Staedte zu vermeiden wegen dem BVerkehr und der Sicherheit aller.
Ausgedehnte Regulationen sollten alle auf diesen Lauf vorbereitet haben und wie man sich zu verhalten hatte. Die Realitaet allerdings zeigte wie sich Leute aus 14 Laendern aus verschiedenen Kulturen und Persoehnlidchkeiten wirklich verhalten wenn unter Stress. Die Wirklichkeit zeigte dass einige Laeufer nach dem Motto "Ich erst" handelten, und wenig Ruecksicht auf andere nahmen.
Wenn sich keine Probleme ergeben, laeuft alles okay.Wenn aber das Essen knapp wird,
der eine oder der andere einen sauer macht kann der Tier Instinkt geweckt warden.
Als der offzielle Photojournalist fuer den ganzen Lauf, hatte ich die Moeglichkeit ueber 65 Leute aus 14 Laendern zu beobachten wie sie sich unter den verschiedensten Verhaeltnissen benehmen.
Nach drei Wochen taeglichen laufens von etwa zwei Marathonen am tag, der Stress vieler Laeufer erhoehte sich dramatisch. Temperamente machten sich bemerkbar und die Geduld einiger wurde weniger, besonders wenn man dachte ein anderer benahm sich falsch.
Ein franzoesicher Laeufer dachte ein deutscher Laeufer war schuld an was was ihn betraf was ihn wild machte. Er nannte ihn Hitler und mach6te einige Komente die erkennen liessen was er wirklich ueber die Deutschen dachte.
Als wir durch Osteuropa liefen viles war nicht mehr erhaeltlich, besonders was das Essen anbelangte. Die Menge waren oft zu knapp, was einige dazu bewegte sich wie Tiere zu benehmen. Sie draengten sich an die Spitze beim Essen, fuellten iohre Teller so voll dass am Ende manchmal nicht genug da war fuer spaet einterffende Laeufer, aber das war denen egal.
Einige japanische Laeufer nahmen mehrmals mehr Essen als ihnen zustand, was ein paar Deutsche dazu anreitzte sie gelbe Affen zu nennen, was eindeutig zeigte dass der Rassen hass se anerkennen, aber wenn es darauf ankommjt, sieht man die wahren Guehle.
Weil wir gerade von Deutsche reden, sie beschwerten sich mehr als jeder andere in der ganzen Gruppe was mich veranlasste zu denken dass es ihnen zu gut geht und sie zu verwoehnt sind, was ich ihnen auch mehr als einmal klipp und klar sagte (ich bin auch Deutscher). Sie erwarten alles so wie sie es wollen, was nicht realistisch ist, besonders bei so einem Lauf durch sieben Laender.
Dass die santaeren Bedingungen oft unter aller Sau waren in Belarus und Russland bestreitet keiner, aber da war nichts was der Race Direktor dagegen tuen konnte, man lebt eben damit. Das selbe gilt fuers Wasser was in Russland scheinbar Salz und andere Dinge drin hatet und vielen Laeufern Magenbeschwerden bereitete. Dafuer aber die Leute anzu meckern die das Essen einkauften ist idiotisch, denn die koennen nur kaufen was es im Laden gibt. Eine Woche vor Moskau hatten die beiden die Schnauze voll und fuhren kurzer Frist nach Deutschland.
Alles in allem war es ein toller Trip/Lauf, der aber auch die wahre Seite vieler Menschen in stressigen Umstaenden zeigte, wie sie, wenn es darauf ankommt keine Haemmungen kennen ihre wahren Gefuehle zu zeigen. Das gilt besonders Leuten aus anderen laewndern deren Sitten udn Zgebraeuche von den eigenen abweichen.
Das obige bestaerkt mich nur in meinem Glauben dass der Rassenhass (in einer gemilderted Form vielleicht) noch sehr lebendig ist und die Menscheit weltweit nie in voller Harmonie zusammen leben wird, kann oder will.
Nicht jeder wird da mit uebereinstimmen, aber was ich in 64 Tagen von Leuten aus 14 Laendern sah, bestaerkt nur meine obige Meinung.
Robert Wimmer
Am 19.April starteten 37 Läufer und 7
Läuferinnen zum TransEurope-Footrace von Lissabon nach Moskau.
Die Teilnehmer waren aus aller Welt angereist, wie z.B. USA, Japan,
Brasilien, Finnland, Frankreich, Italien, Schweiz und Deutschland.
Zu bewältigen waren in 64 Tagen ohne Ruhetag durchschnittlich
knapp 80 KM pro Tag in einer Gesamtdistanz von 5056 KM.
Die Strecke führte von Portugal über Spanien,
Frankreich, Belgien, Deutschland, Polen, Weißrussland bis
Russland.
Aufgrund der unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und
Gesetze stellte dieses Vorhaben auch in Hinsicht der Organisation durch
Ingo Schulze alles bisher da gewesene in den Schatten.
Hier mein Dank an Ingo und alle Betreuer für
diese Wahnsinnsleistung!
Für ein interessantes Laufprofil sorgten
unter anderem die Pyrenäen, Ardennen, Eifel und der Harz.
Ich benötigte einige Etappen, um meinen
Körper und meinen Verstand an diese Herausforderung zu
gewöhnen. Man neigt dazu, die ersten Tage zu schnell zu laufen
und sich mit den anderen an der Spitze mittels Zielsprints zu messen.
Diesen Lauf kann man nur finishen, wenn man seine Kräfte exakt
einteilt und nur von Etappe zu Etappe denkt.
Von Portugal bis Polen hatten wir einen landschaftlich
sehenswerten Lauf mit guter Versorgung hinsichtlich Nahrung, Hygiene
und Unterkunft. Ab Weißrussland bis Moskau mussten wir unsere
Ansprüche auf Null runterfahren, um mental bestehen zu
können.
Aufgrund der hygienischen Situation hatten viele, auch
ich mit starken Magen- und Darmproblemen zu kämpfen. Bei mir
war das verunreinigte polnische Leitungswasser die Ursache.
Es war mir über weite Strecken nur möglich zu gehen
und ich dachte hierbei schon mal daran aus gesundheitlichen
Gründen aufzugeben. Aber nur kurz!
Ich konnte diesen Lauf über 5056 KM in 480
Stunden gewinnen, da ich mich in vielen Parametern professionell
vorbereitet habe:
Immer wieder waren Zuschauergruppen am
Straßenrand und Medien vor Ort.
Besonders habe ich mich in Frankreich über eine
ältere Dame gefreut, die mit dem Fahrrad gerade vom Einkaufen
kam: Sie sah mich, stieg vom Fahrrad ab und applaudierte mir spontan
und begeistert.
Besonders herzlich wurden wir in Polen empfangen, wo
wir an jedem Etappenziel vom Bürgermeister empfangen wurden,
einer Volkstanzvorführung beiwohnen durften und sowohl
reichlich, als auch vielseitig verköstigt wurden.
Die problematischsten Umstände hatten wir in
Hinsicht auf Nahrung, Unterkunft und Hygiene im armen
Weißrussland, wo wir teilweise in "Rattenlöchern"
untergebracht waren.
Der Transeuropalauf war der längste und
für mich persönlich der vielleicht härteste
Wettlauf, der jemals auf diesem Globus stattfand. Nun werde ich mich
auf den Transamerika-Lauf 2004 vorbereiten, um zu testen, ob ich danach
fit bin für meine Lauf-Vision um die Welt zu rennen mit 22 000
KM in 220 Tagen.
Robert Wimmer, im Juli 2003
Robert Wimmer
(Kurzfassung) Am Ostersamstag, den 19.April starteten 37 Läufer und 7
Läuferinnen zum Transeurope-Footrace, dem ultimativen
Ausdauertest von Lissabon nach Moskau. Die Teilnehmer waren aus aller
Welt angereist. 14 Nationen darunter z.B. Läufer aus USA,
Japan, Brasilien, Finnland, Frankreich, Italien, Schweiz, Slowenien und
Deutschland waren vertreten.
Zu bewältigen waren in 64 Tagen ohne Ruhetag durchschnittlich
knapp 80 KM täglich in einer Gesamtdistanz von 5036 KM. Das
entsprach der Länge von 119 Marathonläufen, ohne
große Regenerationspausen.
Die Strecke führte vom atlantischen Ozean in Portugal
über Spanien, Frankreich, Belgien, Deutschland, Polen,
Weißrussland bis Russland.
Für ein interessantes Laufprofil sorgten unter anderem die
Pyrenäen, Ardennen, Eifel und der Harz. Hier galt es im
Besonderen, mit den Kräften sparsam hauszuhalten, um nicht
vorzeitig heimfahren zu müssen. Die Gefahr zu
überziehen lag täglich auf dem Fuß.
Aufgrund der unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Gesetze stellte
dieses Vorhaben auch in Hinsicht der Organisation alles bisher da
gewesene in den Schatten.
Gut zwei Jahre hat Ingo Schulze für die Planung und
Organisation gebraucht.
Visa-Bestimmungen mussten erkundet und Genehmigungen eingeholt werden.
Unterkünfte wurden mühsam aufgetrieben und geordert.
Hier galt es einen angenehmen Kontakt zu den Behörden vor Ort
aufzubauen, was durch die vielen unterschiedlichen Sprachen ein
schwieriges Unterfangen war. Ferner mussten auch die Betreuer- und
Transportfahrzeuge gemietet oder ausgeliehen werden.
Zeitweise 60 Läufer und Betreuer wollten ernährt
werden. Das ganze tonnenschwere Gepäck musste täglich
zum Zielort transportiert werden. Außerdem
benötigten wir Helfer mit Übersicht, welche die
Strecke mit Pfeil-Aufklebern und Kreidepfeilen markierten.Hier mein
herzlicher Dank an Ingo und alle Betreuer für diese
Wahnsinnsleistung!
Ich bin 1965 geboren, Augenoptikermeister und war bis dato engagierter
Freizeitläufer.
Ich laufe seit 1987 und habe bereits etwa 90 Marathonläufe und
30 Ultramarathonläufe absolviert. Im Jahre 2002 wurde ich
Deutscher Meister im 100-KM-Bahnlauf. Dies war bis dahin mein
bisheriger Höhepunkt in meiner Karriere.
Seit ich vom Transeuropalauf erfuhr, steigerte ich mein Training und
testete meine Ausdauer bei einem 12- und 24-Stundenlauf. Auch an einem
Etappenlauf über sechs Tage nahm ich erfolgreich teil. Dies
war also meine spärliche Erfahrung im Multi-Day-Race. Aber
mein tägliches umfangreiches Training lieferte mir ohnehin
einiges an Wissen und Erfahrung für die große
Herausforderung „Transkontinentallauf“.
Mein Ziel war es mit einem Lächeln in Moskau anzukommen und
mich mit der Weltspitze messen zu dürfen. Ich hatte dabei
schon im Auge, einen der drei ersten Siegerplätze zu belegen.
Zur Realisierung meines Zieles steigerte ich mein Training von circa
160 KM wöchentlich seit Anfang 2002 kontinuierlich, um meine
Ausdauerwerte zu optimieren und meine Psyche an das Ganztagslaufen zu
gewöhnen.
Meine Trainingshöhepunkte mit bis zu 125 Kilometer Laufen am
Tag setzte ich im Winter. Hier war es besonders schwer, sich
für z. B. eine 3.Tageseinheit am Abend zu motivieren, um die
Trainingsvorgabe von bis zu 1800 KM im Monat zu erfüllen. Ich
trotzte der Kälte durch optimale Funktionskleidung in mehreren
Lagen. Die bildliche Suggestion des Zieleinlaufes in Moskau motivierte
mich in anstrengenden Phasen des Lauftrainings. Disziplin ist oberstes
Gebot, wenn man Erfolg im Sport haben möchte.
In der Vorbereitung erzog ich mir Bescheidenheit an, indem ich auch in
den Wintermonaten öfters im Freien auf der Terrasse
übernachtete. Selbst wenn es schneite blieb ich
draußen. Ferner bestand meine Nahrung aus wenigen
Grundnahrungsmitteln wie Vollkornbrot pur, Quark, Obst, Karotten und
sonstiges Gemüse. Meine Hauptgetränke waren
Apfelsaftschorle und die Ultra-Sports-Getränke-Serie. Der
Nährwert der festen Nahrung war wichtig, Geschmack weniger.
Ziel war es, meine Erwartung und Ansprüche runterzuschrauben,
um gewappnet zu sein für die unterschiedlichen Gegebenheiten
der zu durchquerenden Länder.
Meine Ausrüstung für den Transeuropalauf glich ich
mit den Erfahrungen vergangener Laufjahre ab. So benötigte ich
unter anderem 8 Paar Laufschuhe, 10 Sätze Laufbekleidung in
kurz und halblang. 2 Sätze langer Bekleidung für
kalte Tage und Unmengen von Pflaster zum Schutz der Brustwarzen gegen
Reibung. Ferner ist Fußbalsam und Vaseline unverzichtbarer
Bestandteil der Ausrüstung gegen Blasen an den
Füßen, Hautabschürfungen an den
Oberschenkelinnenseiten und unter den Achseln.
Um einer Knochenhautentzündung keine Chance zu geben, schnitt
ich sogar meine neuen Laufsocken jeweils vorne am Bund 5 Zentimeter
ein, damit kein Druck am Schienbein entstand, der sich über
5036 Kilometer summieren und zur Entzündung
entwickeln könnte.
Zur Fußpflege gehört ebenfalls eine Nagelschere und
eine Nagelfeile, um täglich selbst kleine Blasen und
Reibestellen vorzubeugen.
Der Startschuss zum längsten und vielleicht härtesten
Wettrennen der Menschheitsgeschichte fiel am 19. April 2003 vor dem
historischen Seefahrerdenkmal dem „Torre de Belem“
in der malerischen Hauptstadt Portugals namens Lissabon. Wir brachen
unter großem Interesse der Medien zum längsten
jemals veranstalteten Wettrennen zu Fuß auf.
Die 37 Läufer und 7 Läuferinnen liefen die ersten 8
Kilometer bis zum Hafen gemeinsam in der Gruppe ohne Zeitwertung. Nach
der Überfahrt über den Fluss mit der Fähre
begann die offizielle Zeitmessung.
Bei den weiteren Etappen starteten wir in 2 Gruppen. Die erste
langsamere Gruppe startete um 6 Uhr und die Schnelleren um 7 Uhr
morgens. Daher war meist um 4:45 Uhr wecken angesagt. Der
frühe Start war vor allem in heißen Gefilden, wie
Portugal, Spanien und Frankreich sehr angenehm, da wir in der
Kühle des frühen Morgen loslaufen durften.
Ich benötigte einige Etappen, um meinen Körper und
meinen Verstand an diese Herausforderung zu gewöhnen. Man
neigt dazu, die ersten Tage zu schnell zu laufen und sich mit den
anderen an der Spitze mittels Zielsprints zu messen.
Das Durchschnittstempo der Spitze während der ersten Etappen
war entsprechend hoch und gefährlich geeignet, sich bald zu
überfordern.
Diesen Lauf kann man allerdings nur finishen, wenn man seine
Kräfte exakt einteilt und nur von Etappe zu Etappe denkt.
Dies wurde immer deutlicher, je länger das Rennen andauerte.
Erst fiel der Brasilianer,
Carlos Alberto Machado bereits am dritten Tag aus, dann
verließen Reino Uusitalo aus Finnland nach der
vierten Etappe die Kräfte und fast täglich fiel ein
Läufer aus dem Rennen, weil er das Zeitlimit von 10 Minuten
pro Kilometer überschritten hatte oder zu erschöpft
zum Weiterlaufen war.
Auch ich wurde etappenweise sehr langsam und kam weit hinter dem
Tagesschnellsten ins Ziel. Der Körper pendelte seine Leistung
allmählich ein und der Verstand entwickelte sich zur Vernunft.
Die Balance zwischen Körper und Geist prägte sich nun
aus.
Der Tagesablauf wurde von fünf Worten bestimmte: Laufen,
Essen, Trinken, Massage und Schlafen.
In Spanien erlebten wir die heißesten Tage mit bis zu 38 Grad
Celsius im Schatten. Nur hatten wir auf den Straßen selten
Schatten durch Bäume oder Häuser.
Der tägliche dichte Straßenverkehr war hier
besonders gefährlich und lungenbelastend.
Ich war froh, wenn wir Sonntag hatten, da an diesem Tag keine Lastwagen
fuhren und der Berufsverkehr ausblieb.
Besondere Strapazen durchlitten wir beim Durchqueren der
Pyrenäen, da die ohnehin müden Muskeln hier extrem
durch die Höhenmeter in der Hitze beansprucht wurden. Nur dank
der besonnenen Kräfteeinteilung gelang mir ein
würdiges Ankommen im täglichen Etappenziel.
In Frankreich begann die Schlechtwetterphase. Wir hatten morgens die
ersten Stunden beinahe täglich Nebel und Regen. Dies forderte
die Funktionalität unserer Bekleidung stark heraus. Der
Bewegungsapparat benötigte bei diesen niedrigen Temperaturen
meist zwei bis drei Stunden, bis er geschmeidig funktionierte. Aber
selbst Hagelschauer hielten mich nicht davon ab, das Abenteuer
Transeurope-Footrace zu genießen. Das Essen war, wie man es
in Frankreich kennt und immer wieder hört ein Festmahl. Das
Angebot war reichlich und vielfältig. Wir hatten für
diesen Abschnitt der Tour relativ hohe Esskultur aufgrund des Vorbildes
der Franzosen und ließen uns dementsprechend beim Abendessen
mehr Zeit als sonst. Wer mochte, wurde allabendlich mit
köstlichem Rotwein versorgt.
Besonders habe ich mich über die Begeisterung einer
älteren Dame gefreut. Sie kam wohl gerade mit dem Fahrrad vom
Einkaufen. Als sie Martin Wagen und mich laufen sah hielt sie spontan
an, klatschte uns Beifall und feuerte uns energisch an. Solche
Erlebnisse sind die Anstrengungen des Tages wert.
Besonders die Bauweise der Häuser und das verwendete
Ziegelsteinmaterial fiel mir in Belgien auf. Die Dörfer haben
dadurch etwas Gemütliches. Über den
Straßenverkehr und das unmögliche Fahrverhalten der
Belgier werde ich später noch berichten.
In Belgien blieb mir der zweite Abend in Erinnerung, wo uns das
Unternehmen Bayer AG zum Dinieren in ein kleines, feines Restaurant
einlud und auch die Getränkekosten übernahm. Ich
saß in einer netten kleinen internationalen Runde mit
Hans-Jürgen Schlotter aus Deutschland, Andrej Gondas aus der
Slowakei und Carlos Alberto Machado aus Brasilien. Endlich einmal
hatten wir auch andere spannende Themen außer dem Laufen
diskutiert. Hans-Jürgen hatte als Landschaftsgärtner
viel zu erzählen, Carlos ist Pilot von Passagier-Flugzeugen
und Andrej hilft bei der Obsternte in Südtirol.
In Deutschland hatten der Gesamtzweite, Martin Wagen aus der Schweiz
und ich einen Friedenspakt geschlossen. Wir einigten uns darauf, die
deutschen Etappen zusammen zu laufen. Ziel war es, die Kräfte
zu schonen, weil so Positionskämpfe ausblieben und der
Gegenwind jeweils nur einem ins Gesicht blies. So konnten wir den
Abstand zu den Verfolgern fast täglich um eine halbe Stunde
ausbauen, um uns in Polen dann zu zweit einen definitiven Show-Down
liefern zu können. In diesen Tagen der
„Zweisamkeit“ lernte ich den Menschen Martin Wagen
von seiner netten Seite kennen. Das gleichmäßige
Tempo ermöglichte uns lange Gespräche und wir
erzählten uns lustige Anekdoten.
Immer wieder standen begeisterte Zuschauer am Straßenrand,
die klatschten oder uns fotografierten.
Apropos fotografieren: Immer wieder fuhren TV-Sendewagen neben uns her
und im Ziel interviewten mich Journalisten. Ferner wurden wir vom
ARD-Morgenmagazin fast täglich begleitet. Hier konnten die
Zuschauer in Deutschland das Rennen und die Begleitumstände
live miterleben. Die Bildzeitung titelte mich mit:
„Laufgigant“, die Nürnberger Nachrichten
nannte mich den „Grenzüberschreiter“ und
etliche Zeitungen berichteten von der Herausforderung des
längsten Rennens seit Menschengedenken. Der Medienrummel war
eine schöne neue Erfahrung für mich und eine enorme
Steigerung des Bekanntheitsgrades für den Ultramarathonlauf in
Europa.
In Polen wurde Dusan Mravlje, dem Sieger des Transamerikalaufes in 1995
und seiner 24jährigen Tochter Neza dem Klischee
entsprechend in der ersten Nacht das Auto aufgebrochen. Viele Helfer
und Läufer machten sich schon Sorgen, was uns in den
nächsten Tagen noch alles zustoßen würde.
Aber die Befürchtungen erfüllten sich nicht. Die
Polen sind sehr interessiert gewesen, am Transeuroparennen und waren
äußerst gastfreundlich.
Nahezu jeden Abend wurden wir vom ansässigen
Bürgermeister empfangen und zum reichhaltigen,
wohlschmeckenden Abendessen eingeladen. Begleitet wurde das jeweilige
Festmahl immer von netten Volkstanzvorführungen oder
Musikdarbietungen der Bevölkerung. Zum
Frühstück gab es wie in allen Etappenorten meist
reichlich Brot oder Brötchen, dazu Marmelade und
Käse, manchmal Wurst und immer Kaffee zur Stärkung.
Wer allerdings recht spät zum Tresen kam, ging auch schon mal
leer aus, da einige Mitreisende sich aus dem
Frühstücksfundus auch für den Nachmittag
Vorräte angelegt hatten.
Die problematischsten Umstände hatten wir in Hinsicht auf
Nahrung, Unterkunft und Hygiene im äußerst armen
Weißrussland. Wir hatten abends zwar reichlich, aber
qualitativ minderwertiges Essen zur Verfügung. Oft gab es
keine Supermärkte vor Ort, so dass wir uns auch in der
Nahrungsmenge beim Frühstück beschränken
mussten. Abends gab es statt Nudeln, Obst und Gemüse nur
Pommes und zähes, fettiges Fleisch.
Wir übernachteten in teilweise abbruchreifen Turnhallen und
waren manchmal in Herbergen untergebracht, deren Mobiliar schon einige
Generationen ohne Möbelpflege überstanden hatte. Es
war hier sehr unhygienisch. Ich zog es vor möglichst nichts
anzufassen und vermied es ferner die stark verschmutzen Toiletten zu
benutzen. Selbst duschen war nur per Anreise in Waschhäuser
möglich. Diese Anlagen waren sehr ungepflegt und das
bräunliche Duschwasser stank meist nach Rost.
Russland ist in meinen Erinnerungen das Land der inneren Leere. Durch
die vielen harten Lauftage bedingt, sehnten meine Kameraden und ich nur
noch das Ziel in Moskau herbei. Es war nach so vielen Tagen nur schwer
möglich, positive Gedanken beim Laufen zu fassen und das
Gehirn mit Erlebnissen zu füllen. Das monotone Laufen auf dem
Standstreifen der Autobahn forderte unser Gemüt aufs Ganze.
Ferner war es hier wichtig, den Boden ständig konzentriert im
Auge zu behalten, um nicht zu stolpern und so am Ende verletzt aus dem
Rennen auszuscheiden.
Ständig waren riesige Schrauben und Nägel in den
Asphalt gebohrt, die einige von uns und auch mich stürzen
ließen. Ich trug Abschürfungen an den
Innenflächen der Hände davon. Damit konnte ich leben.
Manfred Leismann, der Ideengeber des Transeuropalaufes und
Mitläufer musste am vorletzten Tag nach einem heftigen Sturz
aufs Kinn noch im Krankenhaus genäht werden.
Trotzdem entwickelte sich eine leichte Freude, je näher wir
dem Zieleinlauf kamen. Am Platz des Sieges in Moskau war es dann
soweit. Die letzte Etappe war nur 9.6 Kilometer lang und wurde als
Gruppenlauf ohne Zeitnahme absolviert. Schon hier wurden wir von
Journalisten und Fernsehteams begleitet. Am Platz des Sieges wurde ich
überwältigt von der Anwesenheit von Dutzenden
Presseleuten und vielen Zuschauern. Dafür alleine hat es sich
gelohnt, die Strapazen auf sich zu nehmen.
Ich gewann das Transeuroparennen in 480 Stunden und 29 Minuten. Zweiter
wurde Martin Wagen aus Basel mit gut 14 Stunden Rückstand. Ich
betrachte jeden der 22 Finisher als einen Sieger. Jeder der
Glücklichen, die am Kreml geehrt wurden hat
Außergewöhnliches geleistet.
Als Anerkennung dafür erlebten wir in Moskau eine tolle
Abschlussfeier, gesponsert von Bayer. Der mir überreichte
Pokal war fast so groß wie ich.
Wir zogen bei einem Glas Bier unser erstes Resümee und
genossen die köstlichen Speisen.
Von Portugal bis Polen hatten wir einen landschaftlich sehenswerten
Lauf mit guter Versorgung hinsichtlich Nahrung, Hygiene und Unterkunft.
Ab Weißrussland bis Moskau mussten wir unsere
Ansprüche auf ein Minimum reduzieren, um mental bestehen zu
können.
Weißrussland ist aufgrund der politischen
Machtverhältnisse wirtschaftlich betrachtet ein sehr armes
Land. Es ist ein Regime, dass sein Volk ständig kontrolliert
und keine optimale Grundversorgung der Bevölkerung
ermöglicht. Wir hatten Mühe genügend
Trinkwasser und Nahrung zu erstehen.
Aufgrund der mangelhaften hygienischen Situation hatten viele, auch ich
mit starken Magen- und Darmproblemen zu kämpfen. Bei mir war
das verunreinigte polnische Leitungswasser die Ursache. Nach jedem Lauf
fülle ich meinen Flüssigkeitshaushalt in der Regel
mit isotonischen Getränken auf, die ich mir mit Leitungswasser
anmische. Dies wurde mir in Polen aufgrund der hohen
Bakterienkonzentration im Wasser zum Verhängnis. Ich verlor
Stunden und fiel für zwei Tage auf den zweiten Gesamtplatz
zurück. Es war mir über weite Strecken nur
möglich zu gehen und ich dachte hierbei schon mal daran aus
gesundheitlichen Gründen aufzugeben. Aber nur kurz! Denn nach
einer optimalen Analyse der Krankheitsursache durch meinen Trainer, Dr.
Thomas Prochnow (Sportwissenschaftler), lies sich der „Fehler
im System“ mittels Antibiotika schnell beheben.
Außerdem hat man so viel an Zeit und Energie bis zu diesem
Tag investiert, dass es sich lohnt diese Prüfung zu bestehen.
Mein schönstes Erlebnis war hier der Zusammenhalt und die
Kameradschaft an den Tagen der Darmgrippe. Viele Laufkollegen waren
bemüht , mir Tipps zum Gesundwerden zu geben und empfahlen mir
geeignete Tabletten zur Genesung.
Auch die Gefahr des Straßenverkehrs war teils
unerträglich nahe zu spüren. Vor allem in Spanien
brausten zahlreiche Lastwagen erschreckend knapp an uns vorbei, weil in
den Serpentinen der Berge kein Standstreifen den Läufer
schützte. Chaotisch auch das Fahrverhalten einiger
Sportautofahrer in Belgien, wo mir einige Male nur ein Satz in den
Seitengaben zum Überleben half. Hier war ständige
Konzentration auf den Straßenverkehr von herausragender
Wichtigkeit.
Ich konnte diesen Lauf über 5056 KM in 480 Stunden gewinnen,
da ich mich in vielen Parametern professionell vorbereitet habe:
Mein Freund, der Extremradfahrer Hubert Schwarz, ist ein erfahrener
Mentaltrainer und vielbeachteter Buchautor. Er lehrte mich bei langen
Läufen und Sitzungen in neurolinguistischem Programmieren,
positiven Denken und Autosuggestion.
Mein Lauftraining erhöhte ich stetig auf bis zu 520 KM in der
Woche mit Betreuung durch Dr. Thomas Prochnow (Sportwissenschaftler).
Hierbei achteten wir besonders auf den stetigen Wechsel von Be- und
Entlastungsphasen, um dem Körper Zeit zum regenerieren zu
geben und damit er sich an die neuen Niveaus adaptieren konnte.
Bei bis zu vier Trainingseinheiten pro Tag mit überwiegend
langen, langsamen Dauerläufen und teilweise sehr schnellen
Tempoläufen konnte ich meinen Körper an die
bevorstehende Herausforderung gewöhnen.
Gelaufen bin ich überwiegend auf Asphalt, da der
Transeuropalauf ebenfalls zu 99 % auf Asphalt gelaufen wurde. Zum
Beispiel liefen wir in Weißrussland und Russland fast
ausnahmslos auf dem Seitenstreifen der Autobahn.
Abgerundet wurde das Lauftraining mit Massagen, Physiotherapie und
Ausgleichsgymnastik für Rücken und Bauch. Mein
Körper sollte komplett trainiert sein, damit das Ziel, Moskau
mit einem Lächeln zu erreichen, ein wenig wahrscheinlicher
wurde. Bei 5000 Kilometern wird vor allem die Wirbelsäule
enorm belastet. Deshalb ist der Muskelaufbau des
Stützapparates von Bedeutung.
Mehrere Test- und Qualifikationsläufe, wie der 24-Stundenlauf
in Fellbach-Schmiden und der Spreelauf über 420 Kilometer in 6
Tagen, den ich gewann, sollten mein Selbstvertrauen stärken
und mich für die Teilnahme am Transeuropalauf qualifizieren.
Hier konnte ich erste Erfahrungen im Extrembereich sammeln und diese
für den bevorstehenden Mammutlauf positiv einsetzen.
Zusätzlich kam eine Ernährungsumstellung auf
vegetarische Kost hinzu mit. Diese Maßnahme bewirkte eine
Gewichtsreduktion von 10 Kilogramm. Fett wurde so abgebaut und
Muskelmasse aufgebaut Ich habe bis vor zwei Jahren ferner noch 30
Zigaretten geraucht und im Schnitt täglich 4 Bier konsumiert.
Da ich unbedingt am Transeuropalauf teilnehmen wollte, war mir wichtig,
gut vorbereitet zu sein. Ich strich Alkohol und Zigaretten aus meinem
nun gesünderen und glücklicheren Leben. Um die
nötige Zeit für Training und Planung zu haben,
kündigte ich meinen Job als Augenoptikermeister und
Filialleiter. Ein Jahr Berufspause investierte ich gerne für
mein sportliches Lebensziel. Meine Rücklagen aus vergangenen
Jahren finanzierten mir die Vorbereitungszeit und das nötige
Material. Mein neugewonnener Sponsor, BÄR – Schuhe
zum Wohlfühlen, unterstützte mich zusätzlich
in der Etatverwirklichung beispielhaft und fertigte mir vor allem
spezielle Laufschuhe mit optimaler Dämpfung und Haltbarkeit
an. Besonderen Rückhalt gab mir meine Familie durch Frau
Ursula und die Kinder Oliver, 4 Jahre und klein Franziska mit nun 5
Monaten.
Mir war natürlich bewusst, dass ich mich immer auf einem
schmalen Pfad der Toleranzgrenze befand und wir planten viel Zeit
für Gespräche ein. Gerade die intensive Kommunikation
in der Vorwettkampfphase sorgte für ideales
Verständnis der Bedürfnisse und Ziele beider Partner.
Ihnen allen gebührt mein unschätzbarer Dank
für diese Rückenstärkung und Basis meines
Erfolges.
Ohne ein funktionierendes Team wäre das Ankommen in Moskau
sicherlich mit mehreren Fragezeichen verbunden gewesen. Das Team gab
Planungssicherheit und Zuversicht.